75 Jahre Eichenschule: Geschichte einer Elterninitiative 4
Teil 4
Zum Jubiläum unserer Eichenschule hat sich unser stellvertretende Schulleiter Karsten Frick die Mühe gemacht, viele Informationen und Geschichten zur historischen Entwicklung der Eichenschule in Scheeßel zusammen zu tragen. Wir veröffentlichen in den kommenden Wochen die 20 Teile dieser interessanten Recherche hier in unserem Blog.
Die Eichenschule macht Karriere: Von der Oberschule zum Gymnasium (1951 – 1957)
Schulausfall an der Scheeßeler Volksschule und die desolate Verkehrssituation in den später 40er Jahren hatte die Elterninitiative 1947 auf den Gedanken gebracht, wenigstens für die ersten Jahre einen ortsnahen Oberschulbesuch zu ermöglichen, bis ihre Kinder alt genug waren, ihre Schullaufbahn an den Oberschulen oder Gymnasien in Ottersberg, Verden, Bremen oder Hamburg fortzusetzen. Noch bei der Errichtung des Schulgebäudes scheint dieser Gedanke bestimmend gewesen zu sein, denn die vier gebauten Klassenzimmer erlaubten nur die Beschulung einer 5., 6., 7. und 8. Klasse. Ein mittlerer oder höherer Schulabschluss war aber erst nach der 10. Klasse zu erreichen.
Das Schulgebäude zu Beginn und Mitte der 50er Jahre
Wann genau das Ziel ausgegeben wurde, ein „normales“ Gymnasium zu werden, ist nicht mehr nachvollziehbar. Klar aber ist, dass spätestens mit der Erweiterung des Schulgebäudes und der Gründung eines Internatsbetriebes 1951 Kurs auf die Erteilung staatlich anerkannter Schulabschlüsse bis hin zum Abitur genommen wurde. Zu diesem Zweck gründete die Schulgenossenschaft 1951 das Landerziehungsheim Eichenhof, in dem auswärtige Schüler Aufnahme fanden. Die Internatsschüler bewohnten Zimmer in einem leerstehenden Haus in der Mühlenstraße (heute Nr. 41) und auf Gut Veerse.
Während die Scheeßeler Klientel meist plante, mit der mittleren Reife nach Klasse 10 die Schullaufbahn zu beenden, traten die Internatsschüler mit dem Ziel an, eine Hochschulzugangsberechtigung zu erlangen. Diese Hoffnungen konnten schnell erfüllt werden: 1952 erhielt die Eichenschule die staatliche Anerkennung als sechsklassiges Progymnasium. Damit konnten die Schüler mit dem nach der 10. Klasse erteilten Abgangszeugnis auf ein Gymnasium mit Oberstufe in Verden, Bremen oder Hamburg wechseln. Schon ein Jahr später genehmigte die Schulbehörde der Eichenschule die Einrichtung von Oberstufenklassen. Damit war die Eichenschule sechs Jahre nach ihrer Gründung de facto ein nahezu vollwertiges Gymnasium. Lediglich die Reifeprüfung (Abitur) durfte nicht durch Eichenschullehrkräfte durchgeführt werden. Sie musste als sog. Nicht-Schüler-Prüfung durch Lehrkräfte staatlicher Gymnasien vorgenommen werden.
1956 und 1957 wurden daher die ersten beiden Abiturjahrgänge vom Kollegium des Verdener Domgymnasiums geprüft. Es erwies sich, dass die Hürden der Nicht-Schüler-Prüfung viel höher waren als die Herausforderungen, die an Abiturienten auf staatlichen Gymnasien gestellt wurden. Offenbar waren die Verdener Prüfer auch gar nicht am Erfolg der Scheeßeler Konkurrenzschule interessiert. Entsprechend hoch waren die Durchfallquoten. Folglich richtete die Schulgenossenschaft nun ihr Interesse darauf, die Reifeprüfung auch in Eigenregie durchführen zu können.
Mit Urkunde vom 05. Dezember 1957 erhielt die Eichenschule schließlich die staatliche Anerkennung und die Berechtigung zur Erteilung von Abiturzeugnissen. Zehn Jahre nach Gründung war damit aus der „Familienschule Frau Müller-Scheeßel“ das mit Staatsschulen vollständig gleichberechtigte Gymnasium „Eichenschule“ geworden. Dieser herausragende Aufstieg konnte gebührend in der im Sommer des gleichen Jahres eingeweihten Aula im ersten Stockwerk (heute: Oberstufen- und Chemieraum), die auch als Sporthalle diente, gefeiert werden.
Die Eichenschule nach Einweihung der Aula/Sporthalle 1957