Geographische und geowissenschaftliche Phänomene und Prozesse, wie z.B. Klimawandel, Erdbeben, Hochwasser und Stürme, aber auch Globalisierung, europäische Integration, Bevölkerungsentwicklung, Migration, Disparitäten und Ressourcenkonflikte, prägen unser Leben und unsere Gesellschaft auf dem Planeten Erde in vielen Bereichen.
Der Umgang mit diesen globalen und komplexen Entwicklungen erfordert eine Anpassung bisheriger
Verhaltensweisen und Handlungsstrategien auf der Grundlage von fundiertem Fachwissen und Beurteilungsvermögen, z.B. in den Bereichen Umweltschutz, Risikovorsorge, Sicherung der Ressourcen, wirtschaftliche Entwicklung, entwicklungspolitische Zusammenarbeit und Stadt- und Raumplanung.
Die genannten Prozesse erhalten ihre Dynamik aus den Wechselwirkungen zwischen naturgeographischen Gegebenheiten und menschlichen Aktivitäten. Gerade hier besitzt die Erdkunde ihr besonderes fachliches Potenzial zur Welterschließung in Räumen verschiedener Art und Größe. Daraus ergibt sich als Leitziel des Erdkundeunterrichts die Entwicklung raumverantwortlichen Handelns.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten im Erdkundeunterricht die Möglichkeit, die o.g. Wechselwirkungen an ausgewählten Raumbeispielen zu erkennen, die daraus resultierenden Strukturen, Prozesse und Probleme zu verstehen und Problemlösungen zu durchdenken. Dazu ist zum einen ein Verständnis des Systems Erde, also der verschiedenen natürlichen Systeme und Teilsysteme der Geosphäre, zum anderen ist ein Verständnis gesellschaftlicher Systeme in ihren wesentlichen raumprägenden Grundstrukturen erforderlich.
Die Beschäftigung mit dem Raum ist bedingende Kategorie unseres Lebens. Sich auf unterschiedliche Art und Weise räumlich orientieren zu können, ist eine wichtige geographische Kompetenz, die über die Kenntnis topographischen Basiswissens hinausgeht. Räumliche Orientierung bedeutet zudem, die Räume der Erde auf unterschiedlichen Maßstabsebenen zu betrachten und unterschiedliche Raumwahrnehmungen zu reflektieren.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten dadurch neben den o.g. allgemeingeographischen Kenntnissen gleichzeitig grundlegende regionalgeographische Kenntnisseüber Regionen, Staaten und Staatengruppen sowie die Möglichkeit, im Spannungsfeld zwischen lokal und global ein reflektiertes Heimatbewusstsein, ein Bewusstsein als Europäer sowie Weltoffenheit zu entwickeln.
Erdkunde ist traditionell ein methoden- und medienintensives Fach, in dem Anschaulichkeit und Aktualität eine große Rolle spielen. Schülerinnen und Schüler nutzen eine Vielzahl von traditionellen und elektronischen Medien. Diese unterstützen die individuelle und aktive Wissensaneignung und fördern selbstgesteuertes, kooperatives und kreatives Lernen. Sie dienen Schülerinnen und Schülern dazu, sich Informationen zu beschaffen, zu interpretieren und kritisch zu bewerten, und fördern die Fähigkeit, Aufgaben und Problemstellungen selbstständig und lösungsorientiert zu bearbeiten. Im Umgang mit Medien erlangen die Schülerinnen und Schüler somit Methodenkompetenz.
Exkursionen und Projekte ermöglichen den Einbezug von außerschulischer Wirklichkeit und eigenen Handlungserfahrungen.
Das Fach Erdkunde leistet mit seinen Zielen, Inhalten und Methoden einen wesentlichen Beitrag zur Allgemeinbildung und schafft darüber hinaus Grundlagen für anschlussfähiges berufsbezogenes Lernen in zahlreichen Berufsfeldern, wie z.B. in den Bereichen Klima- und Umweltschutz, Planung, Tourismus und Wirtschaftsförderung in öffentlicher und privater Hand.
(Auszug aus dem Erdkunde-Kerncurriculum für Gymnasien in Niedersachsen)
Jahrgang 5 (epochal)
Orientierung im Raum (Kompass, Karten lesen und auswerten, Umgang mit dem Atlas, Topografie) Jahrgang 6
Leben und Wirtschaften in ländlichen und städtischen Räumen (u. a. Wirtschaftssektoren) Formende Kräfte der Natur (u. a. endogene und exogene Prozesse)
Jahrgang 7
Leben und Wirtschaften im Einfluss unterschiedlicher Klimate (u. a. Grundlagen der atmosphärischen Zirkulation, Ausbildung und Nutzung von Klimazonen)
Jahrgang 8 (epochal)
Städte im Wandel (u. a. Stadtentwicklung, funktionale Gliederung, Städtische Räume in Gegenwart u. Zukunft, Städte in anderen Kulturräumen)
Zukunftsraum Weltmeere (Nutzung u. Bedrohung der Weltmeere)
Jahrgang 9 (epochal)
Regionale Strukturen und Prozesse (u. a. Strukturwandel, Globalisierung) Jahrgang 10 (epochal)
Räumliche Disparitäten (u. a. Regionen mit unterschiedlichen Entwicklungsstand) Globale Herausforderungen des 21. Jahrhunderts (u. a. Klimawandel)
Jahrgang 11 (epochal) Einführungsphase
Nachhaltigkeit (u. a. Syndromkonzept, Dimensionen der Nachhaltigkeit, Raumnutzung und Raumentwicklung)
Jahrgang 12 und 13 Qualifikationsphase
In der Qualifikationsphase gibt es ein gesetztes Raummodul Deutschland in Europa und zwei Raummodule, die jedes Jahr variieren:
In den Jahrgängen 5-6 steht der Anforderungsbereich I im Vordergrund. SuS erarbeiten hauptsächlich beschreibend grundlegende Mensch-Raum-Beziehungen.
In den Jahrgängen 7-8 steht daran anknüpfend der Anforderungsbereich II im Vordergrund. SuS setzen sich mit Naturbedingungen sowie die Gestaltung von Naturräumen beschreibend und erläuternd auseinander.
In den Jahrgängen 9-10 steht der Anforderungsbereich III im Vordergrund. Die SuS setzen sich mit komplexen Mensch-Raum-Beziehungen sowie regionalen und globalen Verflechtungen funktional erläuternd, beurteilend und bewertend auseinander. Dabei wird eine Komplexität und größere Eigenständigkeit seitens SuS erfordert, wodurch die schriftlichen Leistungen in diesen Klassenstufen hö her ist.
Die Arbeit in der Oberstufe knüpft an den Anforderungsbereich III an und fordert eine vermehrte Eigenständigkeit der SuS.
Auf Beschluss der Fachkonferenz Erdkunde Stand Mai 2024