75 Jahre Eichenschule: Geschichte einer Elterninitiative 3
Teil 3
Zum Jubiläum unserer Eichenschule hat sich unser stellvertretende Schulleiter Karsten Frick die Mühe gemacht, viele Informationen und Geschichten zur historischen Entwicklung der Eichenschule in Scheeßel zusammen zu tragen. Wir veröffentlichen in den kommenden Wochen die 20 Teile dieser interessanten Recherche hier in unserem Blog.
Die Gründung der Schulgenossenschaft Eichenschule eG (1948 – 1950)
Die Überlegungen zur Gründung einer Oberschule wurden erst im Herbst 1948 durch die eingangs schon erwähnte kleine Gruppe um Sparkassendirektor Karl Born und Bauunternehmer Heinrich Behrens konkretisiert. Born und Behrens erkannten richtig, dass für eine Ausdehnung des Schulbetriebs zunächst die Frage der Trägerschaft geklärt werden musste. Nach reiflichen Diskussionen schlugen sie vor, eine Schulgenossenschaft zu gründen. Die Schulgenossenschaft sollte als Schulträger der geplanten Scheeßeler Oberschule fungieren und bei den staatlichen Behörden die vollwertige Betriebsgenehmigung erreichen, die der „Familienschule Frau Müller-Scheeßel“ versagt worden war. Beide ergriffen im Herbst 1948 die Initiative und luden zur einer Versammlung aller Interessierten ein, um für das Schulprojekt eine organisatorische Grundlage zu schaffen:
„Alle Eltern des Kirchspiels Scheeßel, die ein Interesse haben, ihren Jungen und Mädchen eine Ausbildung an einer höheren Schule in Scheeßel zu ermöglichen, werden hierdurch eingeladen, an einer Versammlung der Interessenten am Sonntag, dem 21. November 1948, 16 Uhr, im Gasthof Süling teilzunehmen.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß nicht nur Eltern, für deren Kinder eine Einschulung zu Ostern 1949 in Frage kommt, sondern auch alle Eltern, die zu einem späteren Zeitpunkt ihre Kinder in eine höhere Schule schicken wollen sowie sonstige Interessenten eingeladen sind.“
Ein guter Plan: Genossenschaften waren den Scheeßelern beispielsweise durch die Molkerei bekannt und zudem sehr erfolgreich. Die Idee, die Trägerschaft der Schule durch eine Genossenschaft sicherzustellen, erfuhr daher ein ungeahnt großes Echo: Auf der Interessenten-Versammlung am 21.11.1948 wurden nach Struncks Vortrag in der Pause 180 Genossenschaftsanteile zu je 100,– DM gezeichnet. Mit 18.000 DM Startkapital begann die neu konstituierte „Schulgenossenschaft Eichenschule“ die Planungen für einen Schulneubau anstelle des ursprünglich angedachten Ankaufs von alten Wehrmachtsbaracken. Zunächst allerdings bedurfte es der staatlichen Zustimmung für den Betrieb einer Scheeßeler Oberschule. In den noch 1948 aufgenommenen Gesprächen gelang es dem Vorstand der Schulgenossenschaft, die Schulaufsichtsbehörden von der Solidität des Schulprojekts und der Konzeption der Trägerschaft durch eine Genossenschaft zu überzeugen und so eine Genehmigung für den weiteren Ausbau der Schule zu erreichen. Die im Juni 1947 ausgesprochene Beschränkung auf zunächst elf Schüler – also auf einen einmalig zu beschulenden Schuljahrgang – war damit vom Tisch. Neben dem 1947 eingeschulten, nun 7. Schuljahrgang, der inzwischen auf 25 Schüler angewachsen war, wurde eine neue 5. Klasse mit 31 Schülern aufgenommen.
Für die Beschulung von fast 60 Kindern reichte das Kinderzimmer in der Mühle natürlich nicht mehr aus. Während die ältere 7. Jahrgangsstufe in einem kleinen Saal im ersten Stockwerk des Scheeßeler Hofs unterrichtet wurde, bezog die jüngere 5. Klasse zunächst im Konfirmandensaal in der Zevener Straße (heute: Marktplatz) Quartier. Folgerichtig wandte sich der Genossenschaftsvorstand daher vordringlich der Frage der Beherbergung der Eichenschüler zu. Auf einem von der Kirche zur Verfügung gestellten Grundstück im Scheeßeler Außenbereich sollte ein neues Schulgebäude entstehen. Die Baugenehmigung für den in vier Abschnitten zu errichtenden Schulneubau wurde durch persönlichen Einsatz des Bauunternehmers und Architekten Heinrich Behrens, Sohn des o. g. Bauunternehmers, durch die Baubehörde in Stade erteilt: Behrens erwartete Schwierigkeiten, eine schnelle Baugenehmigung für die Eichenschule zu erreichen. Er fuhr daher als Kriegsversehrter – Behrens hatte im Krieg ein Bein verloren – mit dem Fahrrad ins 55 km entfernte Stade. Zusammen mit dem Statement, die Baubehörde nicht ohne die erteilte Bauerlaubnis wieder zu verlassen, machte er so viel Eindruck, dass die Genehmigung noch am gleichen Tag erteilt wurde. Zum Jahreswechsel 1949/50 war das neue Schulgebäude mit vier Klassenräumen schließlich bezugsreif. Schüler und Lehrer hatten maßgeblich als Bauhelfer zur schnellen Fertigstellung beigetragen. Insbesondere die Baugrube wurde von den ersten Schülern ausgehoben. Nach Abschluss des Kellerbaus schaufelten sie den ausgehobenen Sand zurück an die Kellerwände. Am 18. Januar 1950 wurde die neugebaute Schule schließlich von den beiden Klassen bezogen.
Grundsteinlegung 1949