75 Jahre Eichenschule: Geschichte einer Elterninitiative 5
Teil 5
Zum Jubiläum unserer Eichenschule hat sich unser stellvertretende Schulleiter Karsten Frick die Mühe gemacht, viele Informationen und Geschichten zur historischen Entwicklung der Eichenschule in Scheeßel zusammen zu tragen. Wir veröffentlichen in den kommenden Wochen die 20 Teile dieser interessanten Recherche hier in unserem Blog.
Umbruch auf der Führungsebene (1958 – 1967)
Die Ende 1957 erteilte staatliche Anerkennung war aus Sicht des Gründungsschulleiters Strunck nicht nur Segen, sondern auch Fluch: Beschnitt sie doch den Freiraum zahlreicher von Strunck eingeführter Regelungen. Unterricht musste nun nach der vorgeschriebenen staatlichen Stundentafel erteilt werden. Die Vorgaben zu Klassenarbeiten, Unterrichtsorganisation und Notenfindung waren streng umzusetzen, um die staatliche Anerkennung nicht zu gefährden. Die Eichenschule unterschied sich zwangsläufig immer weniger von den umliegenden Staatsschulen. Der Preis, das Abitur eigenverantwortlich durchführen zu können, war hoch, für Strunck möglicherweise zu hoch. Wegen kleiner Differenzen mit dem Genossenschaftsvorstand, die 1958 im Umfeld der Generalversammlung der Schulgenossenschaft ausgetragen wurden, erklärte Strunck vor den versammelten Genossen überraschend seinen Rücktritt vom Amt des Schulleiters, obwohl der Vorstand ein Einlenken auf Struncks vorgegebene Linie angedeutet hatte. Dieser Rücktritt löste so große Irritationen in Vorstand und Aufsichtsrat aus, dass mehrere Mitglieder in der Folge für diese ehrenamtliche Tätigkeit nicht mehr zur Verfügung standen. Es ist Heinrich Rudolf und Dr. Paul Karl Schmidt zu verdanken, dass die Situation nicht außer Kontrolle geriet. Während Rudolf als Vorsitzender der Schulgenossenschaft die Schule nach außen vertrat, übernahm Schmidt 1958 die Führung im Unternehmen als operativ entscheidendes Vorstandsmitglied, Geschäftsführer und Personalvorstand. Seine erste Aufgabe bestand darin, einen Nachfolger für das Amt des Schulleiters einzustellen. Mit Dr. Ernst Leewe gewann er einen beschlagenen Oberstudienrat, der aber zuvor noch keine Erfahrung in der Schulleitung gesammelt hatte. Schmidt stand Leewe über seine gesamte Amtszeit hinweg mit Rat und Tatkraft zur Seite.
Für Schülerschaft und Kollegium bedeutete der Amtswechsel in der Schulleitung einen tiefen Einschnitt: Strunck stand für Dynamik, Modernität, Spontanität und Risikobereitschaft, zeigte sich aber auch leicht erregbar und neigte gelegentlich zu Jähzorn. Nicht immer folgten seine Entscheidungen einem geordneten Plan, seine Entscheidungskraft kann aber schwerlich unterschätzt werden. Leewe agierte demgegenüber eher vorsichtig und bedächtig und galt den Schülern als gütiger Schulleiter, ihm fehlte aber bei der Leitung der Schule die Entschlossenheit, die Strunck so ausgezeichnet hatte.
Um die Eichenschule finanziell abzusichern, suchte Schmidt die Unterstützung der Evangelischen Landeskirche Hannovers. Es gelang ihm, noch 1958 einen Freundschaftsvertrag mit der Landeskirche zu schließen. Die Landeskirche verpflichtete sich darin, für die Altersversorgung der Eichenschullehrkräfte zu bürgen. Um die Genossenschaftsgeschäfte federführend gestalten zu können, wurde der Landeskirche umgekehrt der Posten des Vorstandsvorsitzenden eingeräumt. Zudem finanzierte die Landeskirche den Neubau des Internatskomplexes 1964 – 1967 im Helvesieker Weg, dessen Bedeutung für den Schulbetrieb nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Zudem wurde 1958 für den Schulbetrieb eine feste Hausmeisterstelle geschaffen. Zuvor waren hausmeisterliche Tätigkeiten unter Aufsicht des Schulleiters Strunck von Eichenschülern gegen ein kleines Entgelt wahrgenommen worden.
Postkarte aus den späten 60er Jahren