75 Jahre Eichenschule: Geschichte einer Elterninitiative 10
Teil 10
Zum Jubiläum unserer Eichenschule hat sich unser stellvertretende Schulleiter Karsten Frick die Mühe gemacht, viele Informationen und Geschichten zur historischen Entwicklung der Eichenschule in Scheeßel zusammen zu tragen. Wir veröffentlichen in den kommenden Wochen die 20 Teile dieser interessanten Recherche hier in unserem Blog.
Die Ära Müller-Scheeßel: Alle Parameter weisen nach oben (1988 – 2004)
Während Mitte der 80er Jahre die schulinternen Prognosen eine Zweizügigkeit für die kommenden Jahre prognostizierten, explodierten die Anmeldezahlen für die Eichenschule nach dem Schulleiterwechsel förmlich: Im Durchschnitt konnte in jedem Jahr von Müller-Scheeßels Amtszeit eine zusätzliche Klasse eingerichtet werden. Teilweise war die Nachfrage so groß, dass ein eigens eingerichteter Test die Aufnahme von Schülern reglementieren musste. Bei Müller-Scheeßels Abgang besuchten 994 Schüler die Eichenschule.
Mit den Schülerzahlen wuchs natürlich auch die Zahl der benötigten Unterrichtsräume und insbesondere auch die Zahl der Lehrkräfte. Anders als in den 60er Jahren gab es aber jetzt ein reich bestücktes Lehrerangebot, aus dem die Eichenschule auswählen konnte. Zeitweise bewarben sich bis zu 600 Bewerber auf eine von der Eichenschule ausgeschriebene Stelle. Ausgezeichnete Examina der Bewerber konnten als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Müller-Scheeßel fragte bei Einstellungen stets danach, was die Kandidaten darüber hinaus in die Schule einzubringen hätten und bewies bei Einstellungen ein glückliches Händchen. Viele der heute etablierten Einrichtungen wie der beachtliche Theaterbereich, die Sprötze-Fahrt oder die Musik-AGs sind durch Lehrkräfte institutionalisiert worden, die wegen ihrer Interessen und Fähigkeiten auf diesen Gebieten den Zuschlag bekamen. Zudem verjüngte sich die Schule permanent: Durch die vielen notwendig gewordenen Neueinstellungen – 1989 allein 13 Lehrkräfte – sank das Durchschnittsalter im Kollegium ständig. 1992 war der statistische Eichenschullehrer mit knapp 38 Jahren der jüngste in ganz Niedersachsen.
Baulich wurde die Schule 1989 durch einen zweiten Musikfachraum, 1992 durch sieben Klassenräume und einen Erdkundefachraum, 1994 durch zwei weitere Klassenräume und 1995 durch ein neues Lehrerzimmer, den modernisierten Verwaltungstrakt sowie die Bibliothek und schließlich 2001 durch die Cafeteria nicht nur entsprechend der neuen Anforderungen erweitert, sondern auch grundlegend erneuert. Und auch für das Internat ergab sich unerwartet eine neue Chance: Mit dem Übersiedlerstrom deutschstämmiger Bürger aus der Sowjetunion und Polen wurden 1989 13 Um- und Aussiedlerkinder im Internat aufgenommen, die zunächst die Rettung für diesen Betriebszweig bedeuteten, nachdem die Belegungszahl zuvor auf etwa 30 Bewohner gesunken war.
Am Ende von Müller-Scheeßels Amtszeit zeigte sich, dass sich die Rahmenbedingungen für die Eichenschule wieder verschlechterten. Zum Schuljahr 2003/04 stellte das Land Niedersachsen alleine 900 Gymnasiallehrkräfte ein; die Zeit der Massenbewerbungen an der Eichenschule war damit vorbei. Im folgenden Schuljahr 2004/05 wurde dann die Orientierungsstufe aufgelöst, die an der Eichenschule nie umgesetzt worden war. Das Land schwenkte auf das Eichenschul-Modell mit gymnasialem Unterricht ab Klasse 5 ein, ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal fiel.