Vom Fast-Scheitern
Die Schülerin Laura Koch aus dem Kunst-LK hat einen Beitrag für die aktuelle Ausgabe von Kunst+Unterricht verfasst bzw. Frau Jubin hatte mehrere des Kurses eingereicht und ihrer wurde von der Redaktion gewählt. Dort geht es um eine positive Fehlerkultur im Kunstunterricht. Die Unterrichtsbeispiele zeigen, wie durch kunstpädagogische Maßnahmen Darstellungsprobleme gelöst werden und wie man mit vermeintlich misslungenen Werken umgehen kann. Für Kreativität ist es wichtig, mit Fehlschlägen produktiv umzugehen. Im Kunstunterricht sollte man eine positive Fehlerkultur pflegen und dem vermeintlichen Scheitern der Lernenden in Gestaltungsprozessen Raum geben. Damit beschäftigt sich auch Laura in ihrem Beitrag.
Vom Fast-Scheitern zu anderen beabsichtigten Lösungen
Wer kennt es nicht? Das eigene Bild wird angezweifelt und man beginnt sich einzuschränken.
Eigentlich begreifen wir gar nicht, dass Fehler machen etwas Gutes sein kann. Man will um jeden Preis alles „richtig“ machen, aber wer definiert das Wort „falsch“? Wir selber.
Aus diesem Grund habe ich mich bei folgender Aufgabe dazu entschieden, mich stärker vom Original zu lösen und meine eigenen Präferenzen genauer zu fokussieren. Der Kurs sollte sich bei einer Aufgabe auf das „Undbild“ des Künstlers Kurt Schwitters konzentrieren. Während Schwitters Bild eher rustikal und „erwachsen“ wirkt, bekamen wir Gegenstände wie Flauschebälle, bunte Knöpfe und neon-farbenes Moosgummi zur Verfügung gestellt. Nun sollten wir sein Bild untersuchen und selbst eines kreieren. Mein Bild war zwar inspiriert und orientiert am „Undbild“, jedoch sollte es seine Einzigartigkeit erlangen.
Der Grund für den Werktitel ist tatsächlich ein Fehler. Ich war zuerst überforder,t wie ich denn nun all diese Materialien anwenden sollte. Ich habe mich dabei ertappt, auf Formen, Größen und Farben zu achten, welche im „Undbild“ auftauchen. Dabei sollten wir uns doch vom Bild trennen, wie an den vorgegebenen Materialien zu erkennen war. Während ich also möglichst ähnliches Material suchte, fiel mir auf, dass ich mich viel mehr lösen musste. Ich sollte das Bild studieren und aus dem Ergebnis heraus ein neues und vor allem ein eigenes Bild schaffen. Ich habe ständig auf Zwischenergebnisse anderer Mitschüler geachtet und mich gefragt, was ich wohl falsch mache, dass mein Bild nicht so aussieht, wie das der Anderen.
Schließlich habe ich meine Idee verworfen und mich für mehr Farbe, unterschiedliche Muster und andere Strukturen entschieden ohne dabei vom Original zu sehr abzuweichen. Anschließend entstand der wortwörtliche rote Faden des Bildes. Ohne Vorüberlegungen nahm ich ein Stück rote Schnur und legte sie auf mein Bild. Keiner meiner Mitschüler hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine Schnur verwendet und auch Schwitters nutzte nicht einmal ein ähnliches Material. War das jetzt ein Fehler von mir? Nein. Mit einem Mal erlangte ich eine Idee. Durch den sprichwörtlich roten Faden entstand eine Leserichtung der hell-dunkel-Verteilung sowie einer Geschichte. Begriffe wie „Steuern“, das „Wir“ in „Wirtschaft“ und „Politik“ schlängelten sich durch mein ganzes Bild und durch einen Zufall folgte der rote Faden genau diesen Worten. Was zuerst als Fehler von mir beschrieben wurde, erwies mir nun den Weg zu einer neuen Idee. Als absolute Perfektionistin neige ich daher sehr oft dazu, meine Taten als Fehler zu definieren, jedoch bieten gerade diese einen neuen Weg. Was wären wir also ohne Fehler?
Laura Koch